Chronik der Ortsgemeinde Scheid

Der Name wird wohl am besten als Wasserscheide erklärt (sceit = Scheide), da südlich von Scheid der Hallschlager Bach (Fangbach) und nördlich der Scheider oder Gonsbach fließt. Andere führen den Namen Scheid auf die Römerzeit zurück, weil hier die Handelsstraße von Trier nach Köln und Aachen abzweigte (heute noch als "Hottenpaht" bekannt).

 

Scheid wird erstmals 1276 erwähnt.

In einer Urkunde von 1276 verpfänden Mechtildis, Witwe des Grafen Theoderich von Neuenahr, und ihre Kinder dem Erzbischof Sigfrid von Köln auf vier Jahre ihre Herrschaft Neuenahr und andere Güter mit Ausnahme des Hofes"Greuel in Scheid". In derselben Urkunde heißt es weiter, der Erzbischof müsse dem Wincmarcus von Gelzdorf jährlich drei Mark zahlen von den Zöllen, die er in Scheid erhebe. Wenn eine Römerstraße von Neuendorf über  Ormont, Hallschlag und Scheid führte und später ein vielbegangener Weg, dann ist ein "Zollhaus" in unserem Scheid begreiflich, und wir hätten also in der angeführten Urkunde von 1276 die ersts Erwähnung Scheids.

 

Wie aus mündlichen Überlieferungen zu erfahren war, soll Scheid aber schon lange vor dieser Zeit als Niederscheid existiert haben. Dieses Niederscheid habe ca. 500 m östlich im Gegenhang von dem heutigen Scheid gelegen und sei durch die Pest fast völlig ausgestorben. Leider sind schriftliche Bestätigungen hierüber nicht erhalten geblieben.

 

Die Bewohner von Scheid haben von jeher ausschließlich von der Landwirtschaft gelebt. Durch den Bau der Bahnstrecke Jünkerath - Malmedy ergab sich für die Bewohner des Oberen Kylltales eine bessere Anbindung an die Umgegend.

 

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde 3 km von Scheid eine Granatenfabrik gebaut, die Arbeitsplätze schaffte. Diese Fabrik wurde nach dem ersten Weltkrieg durch einen Brand komplett zerstört. Vom Ende der zwanziger  bis Mitte der dreißiger Jahre wurde trotz der allgemein hohen Arbeitslosigkeit in der Region eifrig gebaut. Zu den Maßnahmen gehörte im Wesentlichen der Bau des Westwalls. 

 

Die Bunker und Höckerlinie grenzte unmittelbar an Scheid. Einerseits ging es den Bewohnern der Region durch das Mehr an Arbeitsplätzen finanziell besser, doch schon kurze Zeit später mussten Sie unter der Verteidigungslinie leiden, da die Front vom September 1944 bis März 1945 sich unmittelbar an der Gemeinde befand.

1927 plante und beschloss der Gemeinderat auf Vorschlag des damaligen Ortsbürgermeisters Josef Schröder, die Rodung von 29 ha Ödland für die Schaffung von Weideflächen für die Viehbesitzer der Gemeinde Scheid. Das Unternehmen wurde von der Landwirtschaftskammer Bonn genehmigt und von Fachleuten geleitet. Die Gesamtkosten wurden auf 41.000 Reichsmark veranschlagt, wovon 18.000 Reichsmark aus einem Zuschuß erbracht wurden. Die Differenz musste in Eigenleistung erbracht werden. Durch die enge Zusammenarbeit der Gemeinde wurde die Schaffung von Gemeindeweideflächen ein großer Erfolg.

In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass Herr Schröder in diesen Jahren im Kreistag Prüm tätig war und die Position des Kreisbauernführers bekleidete, die er in den schwierigen Zeiten des Krieges zum Besten der hiesigen genutzt hat.

 

Herr Josef Schröder bekleidete die Position des Ortsbürgermeisters von Scheid von 1954 bis 1969 und von 1958 - 1970 war er bei der Flurbereinigung Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft.

 

Nach Ende des zweiten Weltkrieges war die Hälfte der Gemarkung Scheid durch gesprengte Westwallbunker und Minenfelder für eine normale Nutzung unbrauchbar geworden, da sich auf dem Gebiet ca. 1 Million Minen befanden.

 

1956 

wurde das Gemeindehaus mit Feuerwehrraum gebaut. Dort befand sich auch ein Gefrierraum mit 30 Gefriertruhen.

 

1958 

wurde die Flurbereinigung beschlossen.

 

1964 

war die Planzustellung, die viele neue Aufgaben mit sich brachte. Die Ortslage wurde neu erschlossen, Kanal und Bürgersteige wurden gebaut.

 

Nach vielen Verhandlungen mit dem Bistum durfte die alte Kapelle abgerissen werden. Die Gemeinde finanzierte die neue Kapelle mit einem Zuschuss des Bistums. Nach der Fertigstellung musste die Gemeinde die Kapelle an die Kirchengemeinde abgeben. Mit dem Neubau der Kapelle wurde ein Friedhof mit Grünanlage angelegt. In diesem Zusammenhang muss der Amtsbürgermeister Otto Friedrich erwähnt werden, der all dies durch sein tüchtige und dynamische Arbeit ermöglichte.

Alte Kapelle:

  

Bau neue Kapelle:

 

 

1969 

wurden die Wegkreuze ( 7 Stück) erneuert, um eine alte Tradition nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Die Wegkreuze dienen dazu, die 7 Kniefälle machen zu können. So wurde an jedem Kreuz gebetet, wenn schwer Kranke nicht sterben konnten oder unter Ermangelung von schmerzstillenden Medikamenten unter großen Schmerzen litten.

 

1970 Verwaltungsreform

vom Kreis Prüm zum Kreis Daun. Doch auch nach der Reform befinden sich das Forstamt, das Kreiswasserwerk, die landwirtschaftliche Beratungsstelle und Schule, das Katasteramt und die Gerichtsstelle, die für Scheid zuständig sind, in Prüm.

 

Der Gemeindewald war bis vor einigen Jahren der finanzielle Rückhalt der Gemeinde, man konnte den Haushalt oftmals durch einen "Sonderhieb" ausgleichen.

 

Anfang der siebziger Jahre waren in Scheid 28 landwirtschaftliche Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe und 

2001 waren es noch 5 landwirtschaftliche Haupt- und 2 Nebenerwerbsbetriebe mit Milchproduktion und Milchviehzucht.

Ein landwirtschaftlicher Betrieb hat ganz auf den Tourismus umgestellt und bietet Ferien auf dem Bauernhof an. Trotz der vielen Betreibsaufgaben werden noch alle landwirtschaftlichen Flächen voll genutzt.

 

Scheid wurde im zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört. Heute noch zeugt die Höckerlinie (Westwall) von den fürchterlichen Ereignissen dieses Krieges. Ansonsten ist aber wieder ein schmuckes Dörfchen entstanden, für dessen Haupterwerb die Landwirtschaft sorgt. So kann man in dieser herrlichen, offenen Landschaft mit ihren Windschutzhecken und in dem nahe gelegenen 132 Hektar umfassenden Gemeindewald noch Ruhe und echte Erholung finden.